Sierra Leone zählt zu den ärmsten Ländern der Welt, etwa 70 % der Bevölkerung lebt in extremer Armut und muss mit weniger als einem US-Dollar am Tag auskommen. Gleichzeitig zählt Sierra Leone zu den fünf Ländern mit den niedrigsten Lebenserwartungen weltweit, die Lebenserwartung liegt nach WHO-Angaben nur bei 42,6 Jahren. Laut dem Kinderhilfswerk UNICEF hält Sierra Leone auch bei der Kinder- und Müttersterblichkeit traurige Rekorde: Fast jedes dritte Kind erlebt nicht einmal seinen fünften Geburtstag. Knapp 2 % aller Frauen sterben während der Schwangerschaft oder der Geburt eines Kindes, was vor allem am mangelnden Gesundheitswesen liegt. Nur 43% aller Geburten landesweit können medizinisch betreut werden. Zudem sind viele Kinder chronisch mangelernährt und daher besonders anfällig für Infektionskrankheiten wie Malaria.

Die Einführung einer allgemeinen Schulpflicht wird von der Regierung Sierra Leones angestrebt. Allerdings ist ein landesweit angemessenes Schulwesen aufgrund der zu geringen Anzahl an Lehrern und Schulen derzeit kaum möglich. Während des Bürgerkrieges wurden viele Schulen zerstört und und der Wiederaufbau kommt nur langsam voran. So ist es nicht verwunderlich, dass über 65 % der Erwachsenen Analphabeten sind.

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Die Sicherheitslage im Land gilt seit dem Ende des Bürgerkriegs als stabil und auch bei der Bekämpfung der Korruption sind Erfolge zu verzeichnen. So sagte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon am 14. Juni 2010 in Freetown: „Sierra Leone ist einer der weltweit erfolgreichsten Fälle für Wiederaufbau, Friedenswahrung und Friedensaufbau nach einem Konflikt.“ Dennoch kommt es bei gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen den politischen Gruppen immer wieder zu schweren sexuellen Übergriffen und Vergewaltigungen. Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Amnesty International von 2010 gibt es in Sierra Leone nach wie vor sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt gegen Frauen. Auch gefährliche traditionelle Praktiken wie die weibliche Genitalverstümmelung finden weiter Anwendung – obwohl sich selbst einige traditionelle Führungspersönlichkeiten für deren Abschaffung aussprechen.

Die Wirtschaft Sierra Leones ist geprägt von der Landwirtschaft und der Rohstoffgewinnung. Es wird geschätzt, dass etwa zwei Drittel der Bevölkerung von der Landwirtschaft leben. Der Großteil der landwirtschaftlichen Erträge wird für den Eigenbedarf im Land verarbeitet. Bedingt durch jahrzehntelange Misswirtschaft nach der Unabhängigkeit und durch die Zerstörung des Landes während des Bürgerkrieges sind die wirtschaftlichen Probleme des Jahres nach wie vor groß. Ein schwach strukturierter Privatsektor, schlecht ausgebildete Arbeitskräfte und wenig Rechtssicherheit behindern ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum.